MS Rhein
MS Rhein

Vorbild

Am 10. Mai 1967 konnte man am Rheinufer in Wiesbaden Biebrich einem besonderen Spektakel beiwohnen: Baronin Veronika von Hammerstein-Loxten taufte das größte Binnenfahrgastschiff Europas, die MS Rhein. Stolze Besitzerin dieses Schiffes war die 1826 gegründete Preußisch-Rheinische Dampfschiffahrts-Gesellschaft mit Sitz in Köln, die nur 6 Tage nach der Schiffstaufe mit der Düsseldorfer 'Dampfschiffahrts-Gesellschaft vom Rhein und Main' fusionierte und damit die 'Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt AG', kurz 'KD' begründete. Für die KD herrschten goldene Zeiten. Deutschland hat sich vom zweiten Weltkrieg erholt, das Wirtschaftswunder ließ das Land blühen und die Rheinländer füllten die Schiffe der KD. Mit der Rhein hat die KD das vierte Schiff dieser Art gebaut: 92 Meter lang, 917 Tonnen, 2000PS, vier Decks, bis zu 3000 Gäste, 47 Personen Personal! Angetrieben wurde das Schiff mit zwei Voith-Schneider-Propellern, die sich seit Jahren auf dem Fluss bewährt haben. Sie erlauben den Vortrieb in jede Richtung und sind bei den Großmotorschiffen seitlich angebracht. Diese Konfiguration ist für Schiffe unüblich, erlaubt jedoch das problemlose Manövrieren zur Seite und das Drehen auf dem Teller. Zur Kurskorrektur verfügt das Schiff über vier herkömmliche Ruderblätter. Als größtes Schiff auf dem Fluss bediente die Rhein zusammen mit ihren kleineren Schwesterschiffen Loreley und Deutschland die Kurse 1 von Köln nach Mainz bzw. 2 in Gegenrichtung. Diese Kurse wurden in Schnellfahrt durchgeführt, d.h. kleinere Anlegestellen wurden ausgelassen.
Die Großmotorschiffe setzten Maßstäbe. Neben der puren Größe glänzten sie auch durch Klimaanlagen, Bars, einem Kiosk und sogar Ruhekabinen für die Passagiere. Die Räume waren zum Teil holzgetäfelt, zum Teil mit Messingpaneelen. Die Wand der hinteren Eingangshalle wurde geschmückt mit einem Kunstwerk aus Kupfer, außerdem standen hier Sofas. Die Sicht vom Sonnendeck im dritten Stockwerk war einzigartig und der Salon ein Deck tiefer stand mit der für dieses Schiff charakteristischen Aussichtskanzel in nichts nach. Auch der Blick von der Kommandobrücke, 10 Meter über dem Wasserspiegel, war erhaben, konnte man doch den vergleichsweise winzigen Fahrgastschiffen der heutigen Zeit buchstäblich in den Schornstein spucken. Tatsächlich waren die Großmotorschiffe so hoch, dass man bei Hochwasser den Mast umlegen und Kommandobrücke und Schornstein hydraulisch versenken konnte, um unter Brücken durchfahren zu können.
1985 wurde die Rhein in Wappen von Köln umbenannt und erhielt über die Jahre verschiedene mehr oder weniger gelungene Anstriche. Ab 2001 fungierte das Schiff als Werbeträger, was sich ebenfalls im Anstrich niederschlug.
Klaglos und zuverlässig verrichteten die Großmotorschiffe auf den langen Strecken Ihren Dienst - immerhin 200 Km täglich bei einem Kraftstoffverbrauch von 500 Litern stündlich. Doch bereits in den siebziger Jahren gingen die Passagierzahlen zurück. Das Ausflugsverhalten der Deutschen hat sich von der Rheinschifffahrt auf andere Bereiche, wie Freizeitparks oder den Ausflug mit dem eigenen Automobil verlagert, so dass die zulässige Personenzahl stufenweise auf bis zu 1000 Personen zurückgefahren wurde, was personelle und materielle Einsparungen ermöglichte. Immerhin benötigte man aufgrund neuer Vorschriften für jeden Passagier eine Rettungsweste an Bord, die auch regelmäßig überprüft werden musste.
So wurde die Rhein in ihren letzten Betriebsjahren immer seltener im Tagesdienst eingesetzt als vielmehr zu Sonderfahrten wie 'Rhein in Flammen', der Mühlheimer Gottestracht oder als Austragungsort für den Kölner Weihnachtsmarkt. Im Jahr 2011 fuhr das Schiff zur Bundesgartenschau in Koblenz stündliche Rundfahrten, doch im Juli 2012 war endgültig Schluss.
Ab 2012 wartet die Wappen von Köln im Niehler Hafen auf einen Käufer oder den Schneidbrenner. Mehrere Investoren sehen sich das Schiff an, das im Hafen zusehends vergammelt. Im März 2015 ist es soweit: Das Schiff wird abgeholt und in den Niederlanden abgewrackt. Die Szene verliert damit eines der letzten klassischen Schiffe und einen echten Hingucker.

Modell 1

Als das größte Schiff am Fluss war dieses Schiff für mich immer besonders interessant. Daher war es nur eine Frage der Zeit, bis ich es baute. Im Maßstab 1:100 ist das erste Modell nur 92 cm lang, damals (2006) für mich ein unerhört großes Schiff! Leider gibt es keine Voith-Schneider-Propeller in der passenden Größe - und hätte es sie gegeben, wären sie für mich damals bestimmt nicht erschwinglich gewesen. Daher habe ich die Wappen von Köln mit zwei herkömmlichen Propellern ausgerüstet. Natürlich seitlich! Dieser Antrieb war leider sehr zickig, so dass das Schiff nicht oft zum Einsatz kam.

Modell 2

Nach dem Umstieg auf 1:50 kam früher oder später erneut die Frage auf, ob die Wappen von Köln gebaut werden kann. Diesmal mit echten VSP-Antrieben. Das Schiff würde so groß werden wie ich! Das Auto wurde ausgemessen, ob so ein Monstrum überhaupt transportiert werden kann. Schließlich will ich mit dem Ding nicht nur meine Wohnung zustellen. Als auch das gelärt war, wurden die Decks gekauft und probeweise aufeinandergelegt. Uiuiui... aber es hat sich gelohnt!